Eintrag 53, KW8/ 2021
„Die neue Gestaltung von Altar, Lesepult und Taufstätte (Prinzipalien)“
Als wir im Jahr 2015 den Architektenwettbewerb für das neue Gemeindezentrum an der Christuskirche durchgeführt haben, war ein Bereich absichtlich ausgespart worden: Die Neugestaltung von Altar, Lesepult und Taufstätte sollte in einem eigenen Künstler-Wettbewerb zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt werden. Dabei war der Gedanke leitend, dass man zunächst über die neue Raumschale der renovierten Christuskirche Bescheid wissen wollte, bevor man die Hauptstücke der gottesdienstlichen Vollzüge (im Fachjargon auch ‚Prinzipalien‘ genannt) dafür entwerfen kann. So war es zum damaligen Zeitpunkt auch andernorts in der Landeskirche gängige Praxis.
Zwei Umstände haben dazu geführt, dass wir nun doch keinen weiteren Wettbewerb durchführen: Erstens kostet ein Wettbewerb ordentlich Geld. Da kommen über die Wettbewerbsbetreuung, die Gehälter für die unabhängigen Fachjuroren, die Anreizhonorare für die Künstler (auch die Künstler, die letztlich nicht den Zuschlag erhalten, bekommen ein Honorar für ihren Entwurf) und die Herstellung maßstabsgetreuer Modelle vom Altarraum in der Vorbereitung (für jeden Künstler eines) sehr schnell 12.000 bis 20.000 Euro an Nebenkosten zusammen. Je nach Ausstattung, Materialität und künstlerisch-handwerklichem Aufwand, muss man für das sakrale Mobiliar noch einmal mindestens mit demselben Betrag rechnen.
Zweitens haben die Vertreter des unser gesamtes Bauprojekt betreuenden Architekturbüros Wulf/Architekten aus Stuttgart von Anfang an Interesse daran bekundet, auch die Innenausstattung des Gottesdienstraumes planen zu dürfen. „Das ist doch eine spannende Aufgabe!“, sagte mir kürzlich der uns zugeordnete Architekt vom Büro Wulf/Architekten. Das habe er schließlich bisher noch nie gemacht.
Da die landeskirchlichen Finanzen aufgrund der Corona-Pandemie einen dramatischen Einbruch verzeichnen – eingeplante Spenden bleiben aus, durch Verdienstausfälle sinken auch die Kirchensteuereinnahmen, die Spendenbereitschaft für kirchliche Zwecke geht allgemein zurück und seit Jahren sind die Zahl der Kirchenaustritte hoch -, ist auch das begleitende Referat „Bau, Kunst und Umwelt“ im EOK von der bisherigen Beratungslinie abgerückt. Auch von dieser Seite kam das Okay, dass wir die Sache niederschwellig angehen und vom aktuellen Planungsteam mit entwerfen lassen.
Mitte Januar 2021 stand dann die Aufgabe an, dass wir die Wünsche und Notwendigkeiten niederschreiben, die mit den künftigen Prinzipalien eingelöst und ermöglicht werden sollen. Spannend wird vor allem sein, den Altar und die übrigen Hauptstücke so zu gestalten, dass sie mobil und flexibel einsetzbar sind. Möglicher Weise muss auch über eine modulare Bauweise nachgedacht werden. Denn die Hauptanforderung ist, dass wir die Prinzipalien sowohl in der Christuskirche, als auch zur Zeit der Winterkirche im künftigen Gemeinde-Saal nutzen wollen. Für den großen Kirchenraum dürfen sie daher nicht zu „mickrig“ und für den Saal nicht zu „massig“ sein.
Zur Aufgabe gestellt haben wir neben Altar, Lesepult und neuer Taufstätte auch ein dazu in Material und Proportion passendes Kreuz, einen Osterleuchter und die Möglichkeit, an einem der Objekte die kirchenjahreszeitlich wechselnden liturgischen Farben anbringen zu können.
Nachdem wir unsere Anforderungen nun formuliert haben, werden die Architekten zunächst erste Ideen entwickeln und vertiefende Fragen ausarbeiten. Dann soll es in einem zweiten Schritt einen kleinen Workshop zusammen mit den Mitgliedern des Kirchengemeinderats, dem Projektsteuerer und den Fachleuten vom Bauamt des EOK geben, bei dem sich die Planer rückversichern können, ob sie in allen Teilen die Aufgabe verstanden und für die Verwirklichung in die richtige Richtung gedacht haben. Erst wenn das geklärt ist, werden sie konkrete Pläne ausarbeiten und präsentieren. Wir sind sehr gespannt, was die Fachplaner uns vorstellen werden.
Mit herzlichen Grüßen,
Bernhard Wielandt, Pfr.