Eintrag 55, KW16/ 2021

„Der Baukosten-Zuschuss der Kommune“

In seiner letzten Sitzung hat der Gemeinderat der Kommune Sandhausen fast geschlossen (1 Gegenstimme) einen Zuschuss für unser kirchliches Bauvorhaben in Höhe von bis zu 217.000,- Euro bewilligt. Die Förderung von Neubauten örtlicher Vereine und Verbände folgt einer Selbstverpflichtung des Kommunalparlaments. Wir wurden zu unserem Förderantrag daher auch ausdrücklich ermuntert. Die Summe entspricht 20% der tatsächlich aufgebrachten Eigenmittel, also abzüglich aller sonstiger Steuermittel und Zuschüsse. Der Beitrag der Kommune wird abhängig von den tatsächlich erbrachten Eigenmitteln gewährt. Wir müssen also den Abfluss entsprechend nachweisen. Dafür ist der Kontakt bereits hergestellt zwischen der Kämmerei im Sandhäuser Rathaus und dem Evangelischen Zweckverband Rhein-Neckar in Meckesheim, unserem für die Finanzen zuständigen Verwaltungs- und Serviceamtes.

Soweit die nüchternen Fakten. Doch hat das Ganze natürlich auch eine emotionale Seite. Auch wenn es in der Sitzungsordnung nicht gestattet ist, war ich nach der Abstimmung in der Festhalle doch zu einem spontanen Applaus als Zeichen des Dankes hingerissen. Wenn ich damit andere Teilnehmer im Gästebereich zu ebensolcher Tat verleitet habe, möge man mir das verzeihen. Die Zuwendung aus öffentlicher Hand ist alles andere als selbstverständlich: Bei meinem letzten Bauvorhaben in der Kirchengemeinde Staffort-Büchenau haben wir aus dem Haushalt der Großen Kreisstadt Stutensee nach aufwendiger Lobbyarbeit eine solidarische Summe von 10.000,- Euro bekommen. Eine verbriefte Selbstverpflichtung der Kommune, Vereine und Verbände bei Neubauten mit einem Betrag X zu fördern, kannte ich von dort nicht.

Dass wir als örtliche Religionsgemeinschaft darüber hinaus in einer immer säkularer werdenden Gesellschaft als sozial hilfreich und gesellschaftlich relevant erachtet werden, ist heute schon langsam etwas Besonderes. Vielleicht spielt auch eine Rolle, dass wir mit unserer Gebäudeverantwortung für die Christuskirche eines der markantesten örtlichen Wahrzeichen in Schuss halten und mit Leben füllen. Aber in den Redebeiträgen der einzelnen Fraktionsvertretern wurde für mich auch deutlich: Die Zuwendung aus dem Gemeindeetat stellt für viele kommunale Verantwortliche zunächst ein Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung dar. Die soziale Verantwortung, die wir zum Wohle des gesellschaftlichen Miteinanders übernehmen, wird gesehen und in dem Zusammenhang zum Teil explizit bedankt (Seniorenarbeit, Begrüßung Neuzugezogener, Kindergarten-Trägerschaft, Betreuung von Hilfsbedürftigen und geistliche Begleitung in der Corona-Pandemie).

Das Thema Kirche und Geld ist immer sensibel. Wo öffentlich wird, dass die Kirchengemeinde einen solch stolzen Betrag aus dem Gemeindeetat zugesprochen bekommt, da regt sich bei manchen vielleicht auch Unmut. Schließlich finanzieren sich die beiden konfessionellen örtlichen Kirchengemeinden überwiegend aus der Umlage zentral erhobener Kirchensteuer-Mittel. Da könnte manchem schon in den Sinn kommen zu fragen, warum denn zusätzlich noch eine Förderung aus weiteren öffentlichen Steuermitteln notwendig wäre. Die Frage ist berechtigt und sollte Beachtung finden. Mir sind in dem Zusammenhang immer wichtig, auf drei Dinge hinzuweisen:

  1. In unser Bauprojekt fließen bereits über 4.000.000,- Euro aus kirchlichen Töpfen (Landeskirchliche Baumittel und Stiftung Schönau). Da kommt uns also etwas lokal wieder zugute, was Sie mit Ihren Kirchensteuern Jahr aus Jahr ein solidarisch mittragen.
  2. Derzeit sind sowohl die Spendenbereitschaft als auch das Kirchensteueraufkommen so stark rückläufig, dass landeskirchenweit aktuell alle Neubauprojekte bis auf weiteres gestoppt wurden. Wir sind also in einem glücklichen Zeitfenster gerade noch rechtzeitig in der Lage, einen solch großen Geldbetrag abgreifen zu können. In den nächsten Jahren wird es solch umfangreiche Baumaßnahmen wie die unsere im weiten Umfeld nicht mehr geben.
  3. Auch unsere Kirchengemeinde schrumpft. Das vollzieht sich durch 80-100 Kirchenaustritte und ca. 85 Sterbefälle im Jahr, die durch Zuzug und 25-40 Taufen pro anno nicht kompensiert werden können. In der Zeit meines Wirkens hier in Sandhausen (ich bin seit April 2014 auf dieser Pfarrstelle) ist die Gemeinde um 500 Mitglieder geschrumpft. Ein Ende dieses Trends ist nicht in Sicht.

Die Finanzierung unseres großen Bauvorhabens hat viele Aspekte. Der Zuschuss der Kommune hilft uns dabei, die Risiken steigender Kosten abzupuffern. Er trägt dem Netzwerk Rechnung, das die Evangelische Kirchengemeinde traditionell zu vielen örtlichen Vereinen und Institutionen pflegt. Und er ermutigt, das gute Miteinander auch weiterhin aktiv mitzugestalten.

Im Namen der Kirchengemeinde spreche ich darum noch einmal allen Mandatsträgern und den vorbereitenden Verantwortlichen in der Verwaltung – namentlich Herrn Georg Kletti (Bürgermeister) und Herrn Timo Wangler (Kämmerei) – meinen verbindlichsten Dank aus.

Mit herzlichen Grüßen,

Bernhard Wielandt, Pfr.