Als ich noch vor der Sommerpause mit der Leiterin des Verwaltungs- und Serviceamtes in Meckesheim zur Absprache der Beantragung der kirchlichen Genehmigung beim Oberkirchenrat telefonierte, beglückwünschte sie uns als Gemeinde dazu, dass wir im Planungsverfahren schon so weit seien. Und sie schob die Einschätzung nach: „Heute würdet Ihr dieses umfassende Bauprojekt gar nicht mehr genehmigt kriegen.“ Etwas verunsichert fragte ich nach den Hintergründen ihrer Vermutung und hatte dabei zunächst unsere eigene finanzielle Lage als Gemeinde oder das Konzept der Architekten im Verdacht. Ihre Antwort ging jedoch in eine andere Richtung: Aufgrund des laufenden Liegenschaftsprojektes der Landeskirche seien die Mittel aus ihren eigenen Bauprogrammen nicht ausreichend, um die zahlreich gestiegenen Bauvorhaben aus den Gemeinden mittelfristig abdecken zu können.

Zum aktuellen Liegenschaftsprojekt der Landeskirche in aller Kürze nur so viel: Der Gebäudebestand der evangelischen Kirchengemeinden in Baden erzeugt enorme Kosten und ist vielerorts ein Grund dafür, dass die Haushalte nicht mehr ausgeglichen werden können und die Gemeinden ins Haushaltssicherungsverfahren rutschen. So ist es ja auch uns in Sandhausen schon früh ergangen. Viele kirchliche Gebäude sind in Zeiten nach dem zweiten Weltkrieg entworfen und gebaut worden, in denen nicht der jeweils vorherrschende Bedarf, sondern die Hoffnung auf Zuwachs maßgebender Gestaltungsfaktor war. Bauen und Heizen waren erschwinglich. Die Mitgliederzahlen weitgehend stabil oder mancherorts sogar steigend. Die Abschreibung von Gebäuden, ihr natürlicher Abnutzungs- und Alterungsprozess, veränderte Nutzungsbedürfnisse oder steigende Energiekosten wurden angesichts guter Haushaltslagen lange Zeit völlig vernachlässigt. So gab es bisher auch keinen Masterplan im Oberkirchenrat selbst, in dem der Gebäudebestand im Gesamten erfasst und aufgrund dessen der langfristige Bedarf an Unterhalt und Erhaltung beziffert hätte werden können.

Das will man mit dem aktuellen Liegenschaftsprojekt nun ändern: In allen Bezirken der Landeskirche von Wertheim bis zum Hochrhein werden nun die kirchlichen Gebäude von einer externen Firma vor Ort besichtigt und bezüglich ihrer Größe, ihrer Nutzungsintensität und ihres baulichen Zustands erfasst. Bei den bisher ausgewerteten Dekanaten wurde deutlich, dass es vielerorts sehr große Gebäude mit einer völlig unwirtschaftlichen Auslastung gibt. Darum arbeitet das zuständige Referat der Landeskirche bereits an einem Beratungskonzept, wie Kirchengemeinden ihre Flächennutzung optimieren, Fremdmittel durch Kooperationen oder Vermietungen der Räume akquirieren oder Flächen durch Neubau reduzieren können. Wir haben diese letzte Option zum Glück bereits gewählt und die Umsetzung schon weit vorangetrieben, bevor das Liegenschaftsprojekt in unserem Kirchenbezirk angekommen ist. Im Sommer wurden nun auch unsere bestehenden Gebäude erfasst. Die Auswertung unseres Kirchenbezirks läuft. Doch uns in Sandhausen wird dieses Projekt gar nicht mehr erfassen, weil wir unsere Hausaufgaben bereits gemacht haben und mit unserem Flächenplan für das neue Gemeindehaus sogar unterhalb der Richtwerte der Landeskirche liegen werden.

Doch selbst die Gemeinden, die jetzt auf den Zug aufspringen und ihren Gebäudebestand verkleinern wollen, indem sie neu bauen, werden sich gedulden müssen: Obwohl die Empfehlung auch aus dem Bauamt des Oberkirchenrates dahin geht, alte Immobilien abzustoßen und neue energieschonende Räume für die Gemeindearbeit zu schaffen, lässt sich das mangels vorhandener Mittel in den Bauprogrammen nur Stück für Stück umsetzen.

Wir dürfen also tatsächlich froh sein, dass wir die Mittel bereits bewilligt bekommen haben und unser Konzept für die zukünftige Gemeindearbeit in Sandhausen steht. Jetzt müssen wir nur noch auf die gesetzliche Genehmigung hoffen. Dann können wir unser Gebäudemanagement final abschließen und damit viele finanziellen Sorgen auf lange Sicht ad Acta legen.

Mit herzlichen Grüßen, Bernhard Wielandt, Pfr.  zum Anfang