Nun ist es doch tatsächlich wahr geworden: An den beiden aufeinander folgenden Sonntagen vom 20. und 27. Juni 2021 dürfen wir Eure Konfirmation feiern. Und die Bedingungen dafür sind gar nicht mal so restriktiv und eingeschränkt, wie zunächst befürchtet. Wir haben ein verrücktes Konfi-Jahr hinter uns, das ich noch einmal in einzelnen Streiflichtern Revue-passieren lassen möchte:

  • 20. September 2020: Die zweite Gruppe des Konfi-Jahrgangs 2019/2020 feiert ihren Gottesdienst mit Einsegnung und beendet damit die seit Jahren längste Konfi-Zeit von 12 Monaten Dauer. Auch dieser Gottesdienst findet in der Christuskirche unter strengem Hygienekonzept und unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Keine Jugendlichen des neuen Jahrgangs können auf der Empore schon mal „spickeln“ – wie sonst üblich.
  • 4. November 2020: Mit großem Abstand und treffen Pfr. Thurner und ich uns im gut gelüftetem Wichernsaal zum ersten Mal mit dem aktualisierten Konfi-Team. Gemeinsam überlegen wir, unter welchen Bedingungen die Begleitung der Konfis durch die Teamer überhaupt möglich ist.
  • 20. November 2020: In einem Elternabend zur Anmeldung gehen 26 Jugendliche mit ihren Erziehungsberechtigten das Wagnis ein, sich für eine Konfi-Zeit anzumelden, bei der noch gar nicht abzusehen ist, wann und wie Unterricht in Präsenz überhaupt erlaubt sein würde. Die Hoffnung ist an diesem Abend, dass im Januar 2021 in zwei Teilgruppen begonnen werden kann.
  • Anfang Januar 2021: Ganz Deutschland muss sich seit Ende November 2020 den alarmierenden Zahlen beugen und sich aus Schutz vor Ansteckung in den zweiten Lockdown fügen. Kirchliche Jugendarbeit bleibt auch im neuen Jahr komplett untersagt. Nur zu den Gottesdiensten kann sich die Gemeinde noch versammeln. Einige Konfis Sammeln schon fleißig Stempel auf ihrer Gottesdienstkarte. Doch mit Blick auf den Konfirmandenunterricht ist unsere Ratlosigkeit groß.
  • Ende Januar 2020: Seitens der Kirchengemeinde erwerben wir die Lizenz für die „KonfiApp“ eines jungen Software-Tüftlers, dem die Konfi-Arbeit selbst sehr am Herzen liegt. Sie verspricht interessante Tools für den Distanzunterricht und die Kontaktpflege mit den Jugendlichen. Wir Pfarrer denken uns in die Software hinein und sammeln mit den Teamern als „Testdummis“ erste Erfahrungen bei den technischen Tücken der persönlichen Registrierung.
  • 24. Februar 2021: Der Lockdown hält an. Um den Kontakt zu den Jugendlichen nicht ganz abreißen zu lassen, initiieren Pfr. Thurner und ich eine Videokonferenz mit den Konfis. Wir wollen die Stimmung erfragen. Und sind dann doch sehr überrascht, als die Jugendlichen sich deutlich dafür aussprechen, wenigstens mit digitalem Unterricht zu beginnen. Die Konfis akzeptieren unseren Vorschlag, dass es einige Tage vor den Video-Konferenzen jeweils Aufgaben zur persönlichen Vorbereitung geben soll. Wir vereinbaren auch, die Zeit des Unterrichts aufgrund der verloren gegangenen Termine über die Konfirmationen hinaus bis zu den Sommerferien zu verlängern.
  • in den Tagen darauf: Eine Mitarbeiterin fährt mit dem Fahrrad das Unterrichts-Büchlein aus. Alle Konfis bekommen so ihren „Konfi-live. Mein Begleiter“ in den Briefkasten geworfen. Das Büchlein ist handlich und wie ein Jugendkalender aufgemacht. Es enthält die christlichen Hauptthemen, aufbereitet in Info-Blocks und zahlreichen Anregungen für eigene Gedanken und den Austausch mit der Gruppe.
  • 3. März 2021: Mit Neugierde und Anfangseuphorie starten wir in den ersten digitalen Konfi-Unterricht. Die Technik ist dabei nicht die einzige Herausforderung. Schnell zeigt sich, dass die Konfis die Kamera in der Regel lieber auslassen. Der Grad der Verbindlichkeit divergiert stark. Aber wir sind miteinander wenigstens rudimentär in Kontakt, lernen die Stimmen der verschiedenen Teilnehmenden und ihre Gedanken zu den einzelnen Themen kennen. Von Anfang an sind einzelne Teamerinnen mit dabei. Sie helfen bei technischen Problemen, dokumentieren die Anwesenden oder springen auch manchmal inhaltlich ein, wenn das Gespräch ins Stocken gerät.
  • 7. März 2021: Die Benutzerkonten in der KonfiApp sind alle erfolgreich angelegt. Ab diesem Sonntag können die Konfirmanden nun ihre Teilnahme am Gottesdienst regelmäßig über einen QR-Code direkt in der App dokumentieren. Die alte Stempelkarte kann zwar weitergeführt werden. Und die bisherigen Gottesdienstbesuche werden auf Nachweis in der App nachgetragen. Aber die meisten Konfis zücken von nun an beim Betreten der Kirche ihre Smartphones. Für jede Teilnahme am Gottesdienst und am Unterricht gibt es Punkte. Über ein Ranking können die Konfis sehen, wer von ihnen aktuell die meisten Punkte hat und wo sie selbst im Vergleich mit den anderen stehen.
  • Osterferien 2021: Da wir uns im Gottesdienst am freiesten bewegen können, nutzen die Konfis ab den Osterferien die Möglichkeit, nach dem Schlussstück unter Aufsicht einzelner Teamerinnen ihre Lerntexte aufzuschreiben. So bleiben die Abstandsregeln gewahrt. Und mehrere Konfis können gleichzeitig auf sich konzentriert ihre Mini-Prüfungen ablegen. Aufgabe ist, bis zur Konfirmation das Vater Unser, das Glaubensbekenntnis und den Psalm 23 auswendig gelernt zu haben. Die erstaunliche Erkenntnis für uns Verantwortliche ist: Auch diese Neuerung wird schnell und gut angenommen. Viele nutzen gleich die ersten Ferien, um ihre Pflichten abzuarbeiten. Für die Teamerinnen gibt es endlich auch eine Aufgabe, die sie mit den Konfis in persönlichen Kontakt bringt.
  • 21. April 2021: Die Landeskirche hat inzwischen aufgerüstet und alle Pfarrämter in Baden mit Software-Lizenzen für MS Teams ausgestattet. Wir wechseln auch im Konfi-Unterricht von der Plattform JITSI auf dieses deutlich komfortablere und stabilere Format. Wir Verantwortlichen fuchsen uns noch in weitere digitale Hilfsmittel ein. Im Unterricht kommt regelmäßig das Umfrage-Tool der KonfiApp zum Einsatz, das auf anonyme Weise Ideen, Rückmeldungen und Meinungsbilder der Konfis zeitoptimiert darzustellen hilft. Wir nutzen Padlets oder Präsentationen und zahlen gemeinsam Lehrgeld bei zum Teil auch zu ambitionierten Experimenten (z.B. Whiteboards oder Breakout-Rooms).
  • 5. Mai 2021: Wissend um die vorhandenen Einschränkungen, die das Format mit sich bringt, feiert Pfr. Thurner mit den Konfis digital ein liturgisch gestaltetes Abendmahl. Für die Gottesdienste hatte der Kirchengemeinderat beschlossen, das Abendmahl in Präsenz aus Sorge und Fürsorge zugleich über die gesamte Coronazeit hinweg auszusetzen. Darum war die digitale Form, miteinander Abendmahl zu feiern, der einzige Weg, um sich diesem wertvollen christlichen Sakrament inhaltlich und erfahrungsbezogen weiter anzunähern. In der Folgewoche erfragen wir die Erfahrungen der Konfis. Wir vereinbaren, an den Konfirmationen das Abendmahl mit Einzelkelchen gemeinsam zu feiern, jedoch exklusiv mit den Konfis.
  • 19. Mai 2021: Wir nutzen eine der ersten Möglichkeiten, sich nach den erfolgten Öffnungsschritten nach Ende des Bundes-Lockdowns wieder in größeren Gruppen zu treffen, und laden zum Elternabend zur Vorbereitung der Konfirmationen. Mit den anwesenden Konfis und deren Eltern besprechen wir die aktuell geltenden Hygieneregeln. Doch trotz der immer noch bestehenden Einschränkungen sind an diesem Abend die Vorfreude und die Zuversicht deutlich spürbar. Aus den Reihen der Eltern nehmen wir den Wunsch auf, an den Vorabenden der Konfirmationstermine jeweils eine Andacht anzubieten.

Das sind die Erinnerungen, die mir exemplarisch in den Sinn kommen. Ihr habt vielleicht noch ganz andere Erlebnisse, die Ihr für erwähnenswert gehalten hättet. Doch eines zeigt mir schon meine ganz persönliche Sicht auf unsere gemeinsame Zusammenarbeit: So kurz die bisherige aktive Konfi-Zeit für Euren aktuellen Jahrgang auch gewesen sein mag, wir haben doch intensiv miteinander gearbeitet, waren den Umständen entsprechend bestmöglichst miteinander in Beziehung und haben dabei Gottes Segen und Bewahrung erfahren.

Das möge Euch zusammen mit den Erlebnissen an Eurem Tag der Einsegnung beflügeln und auch weiterhin für die herausfordernden Momente im kommenden Lebensabschnitt ermutigen. Ich danke Euch für das konstruktive Miteinander, für das Vertrauen und Eure wertvolle Zuwendung! Bleibt behütet und genießt das Fest Eurer Konfirmation!

Auch im Namen von Pfr. Thurner, der Teamer und der restlichen Gemeinde-Verantwortlichen grüße ich Euch herzlich.

Pfr. Bernhard Wielandt