Neubau Gemeindehaus & Kirchenrenovierung Fotogalerie HIER


„Das fehlende Fensterglas“

Mit dem Abbruch der Sakristei in den vergangenen Wochen offenbarte sich die historische Gestalt der südöstlichen Ecke der Kirchenhülle neu. Beim Anbau des Sakristei-Flügels mit dem im Untergeschoss befindlichen Heiz- und Ölkeller verschwanden in den 1960er Jahren die unteren zwei Felder des vordersten Kirchenfensters. Vom Dachgiebel des nachträglichen Anbaus wurde es seitdem nach außen hin verdeckt.

Nach innen verschloss man unterhalb der Empore den unteren Teil des Kirchenfensters hinter einer Backsteinmauer. Verputzt und einheitlich bemalt, war es über dem Durchgang zur Sakristei nicht mehr zu sehen. Beim ersten Teil der Abrissarbeiten kam nun die ursprüngliche Fensteröffnung und das alte Gewände aus Sandstein auch von innen sichtbar wieder zum Vorschein.

Vor dem Schließen der Öffnung waren zwei Glasfelder und ein konstruktives Quereisen entfernt worden. Diese müssen nun von einem Fachmann für Kirchenfenster wieder ergänzt werden, damit das historische Gebäude zum Winterhalbjahr hin wieder wetterfest verschlossen ist. Der Zuschlag beim Bieterverfahren ging an eine Glaserei in Karlsruhe.

Sobald das Gerüst steht, wird der Glaser zunächst das fehlende Quereisen wieder ergänzen und die außenliegende Schutzverglasung einsetzen. Erst später wird dann das innenliegende Bleiglasfenster im Honigwabenmuster ergänzt. Die Scheiben dafür sind aus gezogenem Glas, ein Herstellungsverfahren, das in alter Handwerkskunst nur noch von wenigen Glashütten ausgeführt wird. Nach Auskunft Einer Bewerberin muss das Glas der zu ergänzenden Sechsecke im schlichten Weiß künstlich patiniert und abgedunkelt werden. Die neuen Scheiben wären sonst in der Färbung viel zu hell und strahlend. Sie würden sich vom historischen Bestand zu sehr absetzen. Obwohl die unspektakulär erscheinenden Nachbildungen keine farbige Bemalung aufweisen, erfordern sie doch einen enormen Sachverstand.

Im Rahmen der Glaserarbeiten werden auch kleine Reparaturen an der Verglasung und am Fugenmaterial der Fensteröffnungen im Turm durchgeführt. Weil dort keine nachträgliche Schutzverglasung vorgeblendet wurde, sind sie vor Wind, Hagelschlag oder Vogelflug nicht so gut geschützt. Der Umfang der nötigen Reparaturen hält sich dort jedoch in Grenzen.

Mit herzlichen Grüßen, Bernhard Wielandt, Pfr.


„Erste Schutzmaßnahmen an der Orgel“

Die Abbrucharbeiten an Zäunen und Mauern rund um die Kirche haben am 2. August begonnen. Wenn bald auch der obere Teil der Sakristei vorsichtig und mit Rücksicht auf die historische Kirchenfassade abgerissen wird, beginnt es in der ausgeräumten Kirche zum ersten Mal staubig zu werden. Das stellt eine große Gefahr für das Wind-gestützte Hauptinstrument unserer Kirche, die Orgel dar. Konnten wir alle elektronischen Klaviere und auch die Pauken im Gemeindehaus in Sicherheit bringen, muss der Großteil des Orgelgehäuses und der darin kunstvoll verbauten Pfeifenregister während der ganzen Baumaßnahme über in der Kirche verbleiben. Darum muss sie zum einen vor Stößen und mechanischer Belastung geschützt werden und zum anderen vor Feinstaub. Letzterer droht sich im Blasebalg und in den Windläden aus Holz und Leder festzusetzen, was bei der Inbetriebnahme große Schäden in der feinen Mechanik und den pneumatischen Bauteilen des Instruments erzeugen kann.

Um diese Gefahr möglichst vollständig zu bannen, waren am 2. und 3. August zwei Mitarbeiter der Orgelbaufirma am Instrument damit beschäftigt, die ersten Pfeifenreihen des Orgelprospektes sowie die Registerstöcke aus dem Rückpositiv auszubauen. Mit ehrenamtlichen Helfern aus der Gemeinde, die der Kirchenmusik verbunden sind, wurde der aus Zinn gefertigte Teil des Prinzipal 8‘ und Teile der Rohrflöte 4‘ ins Gemeindehaus getragen und hinter dem großen Saal fachgerecht eingelagert.

Nach dem Ausbau der Pfeifen konnten die Frontöffnungen im Orgelgehäuse und der Spieltisch mit Schutzfolie luftdicht verpackt werden. Abschließend legten die Orgelbauer eine dicke Plane über das nach oben offene Instrument. Das soll verhindern, dass grobe und schwere Teile die dünne Staubschutzplane durchstoßen.

Der Holzboden auf der Empore muss vor Beginn der Innenrenovierung der Kirche im Herbst noch mit Verbundplatten geschützt werden. Im Zuge dieser Maßnahme bekommt das Orgelgehäuse dann noch am Sockel einen Schutzmantel aus Verbundplatten. Das ist die letzte Vorsichtsmaßnahme, die vor allem dem Gehäuse zu Gute kommen soll.

So hoffen wir, dass unsere wertvolle „Königin der Instrumente“ nach all dem zu erwartenden Staub und Schmutz der Bauphase wieder gut intoniert und in strahlender Klangfülle unsere Gottesdienste bereichern kann.

Mit herzlichen Grüßen, Bernhard Wielandt, Pfr.


„Der Auszug aus der Kirche, Teil 2: Die Wahrnehmung eines unerwartet Beteiligten“

Der Auszug aus der Christuskirche war nur wenige Stunden zuvor erfolgt. Da erreichte uns über die Mail-Adresse des Pfarramts folgende Nachricht:

„Sehr geehrte Damen und Herren,
können Sie mir sagen, welche Lieder beim heutigen Gottesdienst in/ vor der Christuskirche gesungen und gespielt wurden? Vielen Dank. Ich saß ein paar Meter weiter oben in der Pestalozzischule und spielte Schach, die Instrumental[stücke] und [der] Gesang drangen aus dem Garten zum Himmel hoch und machten einen Abstecher im zweiten Stock. Es war so wunderbar und so berührend, auch dafür vielen Dank. Mit freundlichen Grüßen, Sascha Raphael“ [Name geändert, BW]

Nach der Übermittlung dieser wertschätzenden Rückmeldung samt Bitte um Auskunft an mich, antwortete ich am Montagmorgen:

Sehr geehrter Herr Raphael! 
Danke für Ihre Rückfrage und Ihr Interesse! Wir haben gestern mit einem liturgischen Auszug nach dem Gemeindegottesdienst symbolisch die Kirche vorübergehend verlassen. Sie wird in den nächsten Monaten renoviert und mit einem Gemeindehaus an den beiden Seiten erweitert. Schön, dass Sie als unverhoffter „Zaungast“ auch von unserem Gesang und der Musik im Freien profitieren konnten. Bei der Prozession zum Auszug haben wir gesungen: „Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht: Christus meine Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht‘ mich nicht.“
Als Schlusslied nach dem Vater Unser haben wir die vier Strophen des Segensliedes aus dem Evangelischen Gesangbuch (Nr. 170) gesungen: „Komm, Herr, segne uns, dass wir uns nicht trennen.“
Der Posaunenchor hat dann noch als „Rausschmeißer“ intoniert: „Möge die Straße uns zusammenführen“ (Irisches Segenslied) & „Amen“ (Gospel/ Traditional).Mit herzlichen Grüßen, Bernhard Wielandt, Pfr.

Schon am Montagabend kam die nächste Rückmeldung aus Esslingen/ Neckar:

„Sehr geehrter Herr Wielandt,
haben Sie vielen Dank für die Info und für den gegebenen Hintergrund dieses Gottesdienstes.
Als ich mich gestern Nachmittag im Internet über die Christuskirche und ihre Renovierung informierte, dachte ich mir schon, dass dies kein „normaler“ Gottesdienst im Grünen, sondern etwas Besonderes gewesen ist, und dieser Tag eine Zäsur für die Gemeinde und für alle Haupt- und Ehrenamtlichen darstellt, was im EG 170 ja auch zum Ausdruck kommt (die Melodie war mir aus Jugendzeiten in Erinnerung, [ich] konnte sie aber keinem Titel oder Text zuordnen). Vom Gottesdienst in der Kirche habe ich nichts mitbekommen, was ich draußen, wie Sie schrieben, als Zaungast, quasi auf der Dachrinne sitzend, hörte, hat mich sehr berührt.
Haben Sie nochmals vielen Dank und leiten Sie diesen Dank bitte auch an alle GestalterInnen und Beteiligten weiter.

Herzlichen Gruß, Sascha Raphael“

Auch viele andere Rückmeldungen erreichten mich, wie gelungen der Gottesdienst und der Auszug empfunden worden sei und wie er emotional bewegt habe. Ich freue mich sehr über die Resonanz und teile die empfangene Wertschätzung hiermit gerne mit allen, die sich mit der Christuskirche, unserer Gemeinde und dem spannenden Bauprojekt persönlich verbunden fühlen.

Mit herzlichen Grüßen, Bernhard Wielandt, Pfr.


„Der Auszug aus der Kirche“

Am Sonntag, den 25. Juli, feiern wir in der Christuskirche zur gewohnten Uhrzeit den letzten Gottesdienst vor der großen Baumaßnahme. Nach einer mit festlicher Musik gestalteten Liturgie, an der alle Musiker und Musikgruppen der Kirchengemeinde beteiligt sein werden, ziehen wir in einer feierlichen Prozession zusammen mit den wichtigsten gottesdienstlichen Gerätschaften unter Gebet und gemeinschaftlichem Singen aus. Doch dieser festlich gestaltete Ritus ist nur der Höhepunkt der ganzen Maßnahmen, die dem Baubeginn vorgeschaltet sind.

Schon in der vergangenen Woche (KW 28) wurde von einer Tiefbaufirma in der Kirchstraße die Straßendecke geöffnet und der alte Gasanschluss der Kirche stillgelegt. Damit sind die ersten vorbereitenden Maßnahmen unspektakulär eingeleitet worden.

Wir selbst sind nun im nächsten Schritt gefordert, das vorhandene Mobiliar und die entsprechenden Lagerbestände aus der Kirche zu schaffen, bevor die Abbrucharbeiten an der Sakristei und auf dem Wichernhausgelände auch im äußeren Erscheinungsbild offenbaren, dass wir in die Phase der Umsetzung eintreten. Ende dieser Woche wird dazu vor der Kirche ein Container gestellt werden, in dem wir die ausgebauten Schränke aus der Sakristei und aus den beiden Treppenaufgängen, sowie nicht mehr benötigte Stühle entsorgen.

Um die Gegenstände aus der Kirche aufnehmen zu können, muss auch im Wichernhaus in dieser Woche noch Platz geschaffen werden. In den nicht mehr benötigten Kindertoiletten des Wichernkindergartens werden wir entsprechenden Stauraum schaffen, um alles trocken und sicher lagern zu können, was wir das Jahr über immer wieder mal brauchen, aber oft auch in der Kirche selbst verstauen müssen: die Paramente und sakral verwendeten Tücher, das Tauf- und Abendmahlsgeschirr, die vorhandene Deko für Adventskranz und Weihnachtsbaum, die Krippe für das Krippenspiel, der Herrnhuter Stern, Teile einer mobilen Lautsprecheranlage, Gesangbücher, Reinigungsmittel und Putzgerätschaften, Werkzeug, Theaterscheinwerfer, elektronische Instrumente, etc.

Als letztes werden wir zu ihrem Schutz die Prospektpfeifen der Orgel ausbauen. Diese werden von Mitarbeitern der Wartungsfirma fachgerecht verpackt und mit einem kleinen Trupp ehrenamtlicher Helfer zur Verstärkung in den Abstellraum hinter dem großen Saal im Gemeindehaus verbracht. Dort ist es ebenfalls trocken. Zudem bietet dieser Raum die nötige Höhe auf, um die großen Orgelpfeifen stehend aufbewahren zu können.

Wir freuen uns, dass es endlich losgeht. Möge Gottes Segen auf allen anstehenden Aktionen liegen.

Mit herzlichen Grüßen, Bernhard Wielandt, Pfr.


Zu allen Einträgen des Bautagebuches gelangen Sie HIER