Bis man endlich weiß, was die Stunde geschlagen hat, kann es manchmal Monate dauern. Und dabei wird die Läuteordnung in ihrer letzten Fassung nun schon seit einem ganzen Kirchenjahr praktiziert. Der Prozess jedoch, der in der letzten Woche endlich zu einem vorläufigen Abschluss gekommen ist, zieht sich nun schon viele Monate hin.

Angefangen hatte alles mit der berechtigten Beschwerde eines Anwohners, dass die Glockensignale zu laut seien. Die daraufhin durchgeführte Messung erbrachte tatsächlich, dass einzelne Glocken den erlaubten Grenzwert überstiegen. Im Auftrag der Kirchengemeinde wurden daraufhin die bis dahin noch offenen Schallläden von innen verschalt. Damit wurde der Klang der Glocken etwas gedämpft. Als weitere Maßnahme wurden mit dem Austausch der Glockenjoche die Klöppel verkürzt und verkleinert. Die vier Läuteglocken sind dadurch beim frei schwingenden Geläut weicher im Anschlag und auch insgesamt leiser geworden.

Durch die neuen Glockenjoche aus Holz ist das ganze Gefüge der Glockenanlage jedoch deutlich mehr in Bewegung, als bei den davor gebrauchten Jochen aus Stahl. Das Gewicht der Glocken sorgt dafür, dass diese in den ersten Jahren der Nutzung immer wieder leicht absinken, bis der natürliche Schwund der Eichenbalken zum Stillstand gekommen ist. In der Folge dieser leichten Toleranzen kann es dazu kommen, dass der Hammer, der bei ruhig hängender Glocke jeweils den Uhrschlag erzeugt, nicht mehr satt aufschlägt. Im trockenen diesjährigen Sommer war es mal wieder so weit. Bemerkt wurde es von zwei aufmerksamen Anwohnern, die uns unabhängig voneinander im Herbst fragten, ob wir im Kirchengemeinderat die Signalstruktur unseres Uhrschlages aktiv verändert hätten. Bei der Viertelstundenangabe erklang nur noch eine Glocke. Der gewohnte Doppelschlag blieb aus, weil bei dieser Glocke der Hammer in die Luft schlug.

Nachdem wir dem Hinweis nachgegangen waren und das Problem erkannt hatten, meinte ich, den Fehler durch die Wartungsfirma leicht beheben lassen zu können. Doch von dem sonst sehr dienstfertigen und freundlichen Servicemitarbeiter bekam ich dieses Mal eine Abfuhr. Auch in dem Fall liegt die Ursache des Problems schon einige Zeit zurück: Als wir den Glockenstuhl als erste Maßnahme zur Reduktion der hohen Dezibel-Belastung der nahen Anwohner haben mit Holz-Verbundplatten verschalen lassen, wurde es innen im Turm stockdunkel. Wir hatten zwar die Beleuchtung des Turms bereits bis zur historischen Uhr unterhalb der Glockenstube verlegen lassen. Bis in den Bereich des Glockenspiels jedoch, das sich zwei Stockwerke über den Läuteglocken in der Kirchturmspitze befindet, gab es bis vor kurzem keine Lichtinstallation. Der Wartungsfachmann hatte uns davor schon zweimal auf die prekäre Sicherheitslage hingewiesen, unter der er seine Routinearbeiten durchführen müsse. Als ich dieses Mal anrief und seine Frage verneinen musste, ob denn nun der Turm bis in die Spitze mit Licht versehen sei, verweigerte er sein Kommen. Ich signalisierte ihm mein Verständnis und klagte ihm meine Not, dass wir schon zwei Elektriker hintereinander erfolglos mit der Durchführung beauftragt hätten. Die nicht ungefährliche und aufwendige Kletterei im Turm, die mit der Verlegung der Leitungen und der Positionierung der Lampen in Aussicht stand, wirkten wohl jeweils abschreckend. Doch zum Glück wusste er Abhilfe: Er arbeite immer wieder eng mit einem Elektriker zusammen und könne mir diesen vermitteln. Dieses Angebot nahm ich gerne an. Und innerhalb von zwei Wochen war nicht nur Licht bis zur Spitze, sondern endlich auch der Uhrschlag wieder ordnungsgemäß eingestellt.

Was lange währte, ist endlich gut geworden. Sodass wieder uneingeschränkt gelten kann: „Süßer die Glocken nie klingen, als zu der Weihnachtszeit.“

Mit herzlichen Grüßen, Bernhard Wielandt, Pfr.