Wie das auch in anderen vergleichbaren Fällen gerne geschieht: Sobald man durch Untersuchungen Daten und Vorfindliches genauer untersucht, stößt man auch auf unangenehme Fakten. So sind auch wir durch die Begutachtung möglicher Weise vorhandener Schad- und Gefahrenstoffe in der Kirche hellhörig geworden. Die entlastende Nachricht war: In den bisherigen Anstrichen und verwendeten Baustoffen hat sich kein Asbest nachweisen lassen. Aber beim verwendeten Holzschutz in der nachträglich eingezogenen Decke aus den 1960er Jahren und vor allem beim verwendeten Dämmmaterial in der Warmluftheizung wurde uns Handlungsbedarf signalisiert. Das erste Problemfeld löst sich dadurch, dass die Zwischendecke nach aktueller Planung bei der anstehenden Renovierung des Kirchenraums entfernt werden soll. Das mit heute verbotenen Insektiziden massiv verseuchte Holz muss eben nur sensibel ausgebaut und fachgerecht entsorgt werden.
Bei der zweiten Problematik ist allerdings sofort Handlungsbedarf gegeben: Die Wärme in unserer Kirche entsteht durch einen Gasbrenner, der die nötige Warmluft erzeugt. Diese wird vom Keller unter der Sakristei in einem Kriechgang bis in den Altarraum geführt und dort durch ein Gitter in den Kirchenraum eingeblasen. Das vorhandene Gebläse sorgt dafür, dass in der Kirche eine thermische Zirkulation entsteht. Die warme Luft steigt entsprechend der physikalischen Gesetze auf. Die Kaltluft wird am anderen Ende der Kirche, an der Rückwand rechts und links neben dem Hauptausgang wieder angesaugt. Gleich einem „Y“ münden die beiden Kaltluftschächte unter dem Kirchenboden in einen gemeinsamen Kriechgang. Er führt unterhalb des Mittelgangs durch das ganze Kirchenschiff und biegt danach in Richtung Sakristei und dem darunter liegenden Heizkeller ab.
Beide Kanalsysteme wurden an allen vier Seiten zur Wärme- und Schalldämmung mit künstlicher Mineralfaser beklebt, die an der Oberseite kaschiert ist. An den Stellen, wo die Dämmplatten aneinanderstoßen, sind Klebestreifen zur Abdichtung angebracht worden. Diese Klebeverbindungen sind seit geraumer Zeit brüchig, sodass bei der Raumluftmessung im Rahmen des Schadstoffgutachtens kleinste Partikel von künstlicher Mineralfaser festgestellt wurden. Diese sind nur unter dem Mikroskop sichtbar zu machen. Sie sind so klein, dass sie lungengängig sind und von den Bronchen nicht verschleimt werden können. Es droht also eine Gesundheitsbeeinträchtigung für alle, die sich in der Kirche bei laufender Heizung aufhalten. Der Gutachter riet in seiner Stellungnahme daher dringend davon ab, die Heizung in diesem Zustand weiter zu betreiben.
Wir haben im Kirchengemeinderat sofort den Handlungsbedarf gesehen und mit den Fachleuten, die uns auch für die Planung der Kirchenrenovierung zur Seite stehen, eine vorgezogene Sanierung der Heizung beschlossen. Wir sind bis zum Beginn der Renovierung mindestens noch einen Winter auf die Nutzung der Kirche angewiesen. Die Kanäle sind zudem in der künftigen Gestaltung als Versorgungsschächte für die Elektroinstallation eingeplant. Es musste also schnell gehandelt werden. Zur Umsetzung zählte die Suche nach Firmen, die zeitnah die Sanierung durchführen könnten. Bis nach den Sommerferien waren nach 14 gestellten Anfragen immerhin zwei Firmen bereit, ein Angebot zu unterbreiten. Dann musste aufgrund der Kostenschätzung aus den Angeboten der Bauantrag erstellt werden. Dieser ist nun in Bearbeitung. Und wieder einmal spüre ich die Abhängigkeit von der Arbeitsweise verschiedener Genehmigungsinstanzen. Die Maßnahme umfasst einen Kostenumfang von 38.000,- €, die nicht in der bisherigen Kostenaufstellung für die Kirchenrenovierung enthalten sind. Erst nach erteilter Genehmigung dürfen wir die Firma endgültig beauftragen, die ihrerseits vermutlich wiederum ca. eine Woche Vorlauf braucht.
Nun, da die Temperaturen gefallen sind, wird man die fehlende Heizung bei Gottesdiensten deutlich spüren. Wir müssen Sie leider bitten, entweder gut gekleidet in die Veranstaltungen der nächsten Zeit zu kommen, oder flexibel zu reagieren, wenn wir einzelne Gottesdienste kurzfristig in das Wichernhaus verlegen. Leider ließ sich die Maßnahme nicht so beschleunigen, dass wir solche Notmaßnahmen ausschließen konnten. Ich bitte Sie im Namen der Kirchengemeinde herzlich um Ihr Verständnis.
Mit herzlichen Grüßen, Bernhard Wielandt, Pfr.