Zeit ist relativ – hat mal ein schlauer Mensch gesagt. Das trifft wohl auch auf Zeitpläne zu, die im Rahmen eines Bauvorhabens entstehen. Nach vagen Aussagen zu Beginn des Planungsprozesses sollte schon im Sommer 2018 mit dem Bau begonnen werden. Wir hatten vom Pfarrbüro aus schon erste Planungen unternommen, wie wir die Zeit ohne eigene Kirche überbrücken könnten: Von der katholischen Schwestergemeinde vor Ort wurde in aller ökumenischen Gastlichkeit signalisiert, dass wir gerne in den beiden katholischen Kirchen zu Gast sein dürften. Unseren künftigen Brautpaaren haben die Sekretärinnen daher bei der Terminanfrage immer wieder ihr Sprüchlein aufgesagt, dass wir nach alternativen Trauorten suchen müssten. Für die Trausaison im Sommer 2018 war denn auch fast schon alles geplant und Ausweichorte jeweils festgelegt. Doch dann kam der vorübergehende Planungsstopp. Nur soviel vorweg: Dieser ist inzwischen wieder aufgehoben. Trotzdem hat uns diese Phase in den nötigen Vorklärungen viel Zeit gekostet.
Was war passiert? Die Finanzverwaltung im EOK wollte von unserem Verwaltungs- und Serviceamt haarklein vorgerechnet bekommen, ob wir uns ein neues Gebäude überhaupt auch mittelfristig im Unterhalt leisten können. Im Hintergrund spielt natürlich auch der Umstand eine Rolle, dass wir wegen der Unwägbarkeiten bis zum Abschluss unseres Gebäudeoptimierungsprozesses im Haushaltssicherungsverfahren der Landeskirche stecken. Dieses besagt, dass die Gemeinde bei absolut desaströser Haushaltslage von landeskirchlichen Mitteln gestützt wird. Damit es aber zu so einer Schieflage gar nicht erst kommt, unterstehen wir dem Argusauge einer scharfen Finanzkontrolle. Nebenbei bemerkt: Dieser Umstand ist nicht nur Last. Er hat auch Vorteile: Zum Beispiel ist die Bezuschussung der Baukosten für uns auf dieses Weise um 10% höher.
Was sind die finanziellen Risiken? Zum einen fließen unsere Rücklagen in den Neubau. Dadurch haben wir für den laufenden Haushalt keine Zinsen mehr. (Die Geldanlage kirchlicher Körperschaften ist aufgrund von Altverträgen einer langfristigen Geldpolitik bisher immer noch profitabel.) Und zum anderen müssen für ein deutlich hochwertigeres Gebäude künftig über die jeweils aktuellen Haushalte Zins und Tilgung erwirtschaftet werden. Durch diese Problemstellungen ergibt sich ein kompliziertes Rechnungswerk, das einige Zeit und Überlegung bedurfte. Erst nachdem wir aus dieser Richtung ein kalkulierbares Risiko signalisiert bekommen hatten, durften wir von der bisherigen Grobplanung in die Entwurfsplanung übergehen.
Und schon war wieder ein halbes Jahr ins Land gezogen. Zeit ist eben relativ. Der aktuelle Rahmenterminplan gibt das Ziel vor, ab Mai 2019 mit dem Bau tatsächlich beginnen zu können. Bis dahin darf aber jetzt nichts mehr dazwischenkommen. Wenn alles glatt läuft, räumen wir nach den Konfirmationen 2019 die Kirche. Wir dürfen gespannt sein, ob diese Aussage diesmal eingehalten werden kann.
Mit herzlichen Grüßen, Bernhard Wielandt, Pfr.
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