Vielleicht haben Sie sich schon gefragt, was während der geplanten Renovierung des Kircheninnenraums mit der Orgel passiert. Unsere Steinmeyer-Orgel ist technisch in einem sehr guten Zustand. Sie wurde erst in naher Vergangenheit aufwändig restauriert und umgebaut. Die letzte handwerkliche Revision hat annähernd 200.000,- € gekostet. Daher ist die Orgel bei der Planung der Kirchenrenovierung von Anfang an ausgeklammert worden. Zur Anpassung an die künftige Raumschale muss höchstens am Gehäuse etwas verändert werden. Sonst wird uns unsere „Königin der Instrumente“ noch lange Dienst tun.

Aber für die Bauphase ist große Achtsamkeit notwendig. Denn eine Orgel ist ein luftgestütztes Instrument. Es wird mit der Raumluft betrieben. Sie wird durch das Gebläse ins Innere des mechanischen Meisterwerks eingebracht und gelangt durch Laden und Luftkanäle bis an die Pfeifen aus Holz und Metall, wo sie zurück ins Freie gelangt.

Zwei Dinge sind daher für eine Orgel absolut schädlich: Staub und Feuchtigkeit. Ersteres verunreinigt die Luft-führenden Komponenten, verändert die Strömungsvoraussetzungen und kann bis zur Verstopfung oder Undichtigkeit an den entscheidenden Stellen die Funktionalität und den Klang negativ beeinträchtigen. Letzteres verändert die Materialien: Holzteile in der Mechanik oder im pneumatischen System quellen unkontrolliert auf. Es droht, sich zu verformen oder gar zu reißen. Metall korrodiert, was besonders in der Mechanik zu hängenden Tönen führen kann.

Aufgrund dieser Warnsignale sind zwei absolut erforderlich:

1. Die Orgel muss vor der ersten baulichen Maßnahme im Raum so verpackt werden, dass sie weder Staub noch Feuchtigkeit ausgesetzt werden kann. Dazu zählt eine luftdichte Plane ebenso, wie eine Einhausung mit Verbundplatten, die verhindert, dass grober Schmutz in das Gehäuse fällt oder dasselbe durch Fremdeinwirkung beschädigt wird. Denn wo gehobelt wird, da fallen Späne.

2. Vor der Inbetriebnahme ist es unerlässlich, dass die Orgel noch einmal gründlich ausgereinigt wird. Dazu müssen die Pfeifen herausgenommen werden, um die Mechanik und das pneumatische System ausblasen und Warten zu können. All das sollte natürlich erst dann geschehen, wenn die frisch renovierte Kirche gereinigt ist und sich der gröbste Staub gelegt hat.

3. Nach jeder Ausreinigung muss die Orgel wieder neu intoniert, also gestimmt werden – Pfeife für Pfeife. Bei über 6.000 Stück ist das kein Unterfangen von Stunden, sondern eher von Tagen.

Ersten Schätzungen des Orgelsachverständigen der Landeskirche zufolge werden uns allein diese Maßnahmen zum Schutz des hochwertigen Instruments ca. 20.000,- € kosten. Die Angebote bei einschlägig erfahrenen Orgelbauern werden derzeit bereits eingeholt.

Es ist schon ein Luxus, so ein exquisites Musikinstrument im Gottesdienst zu nutzen. Doch zum Lobe Gottes ist es entwickelt worden. Zu Lobe Gottes soll es auch weiterhin erklingen.

Mit herzlichen Grüßen,

Bernhard Wielandt, Pfr.