Konnten Sie im letzten Tagebucheintrag etwas mit dem Stichwort „Grüner Gockel“ anfangen?  Wenn Sie unsere Veröffentlichungen der letzten Monate aufmerksam verfolgt haben, ist Ihnen das bereits ein Begriff: Wir haben uns das Zertifikat für ein kirchliches Umweltmanagement erworben. Wie macht man das? Indem man seine bisherigen Arbeitsabläufe und Verhaltensmuster als Organisation mit sehr verschieden agierenden einzelnen Organen in drei verschiedenen Gebäuden kritisch anschaut und hinterfragt. Wie jeder, der sich auf diesen Weg der Selbstreflexion macht, haben auch wir Verbesserungspotentiale entdeckt und nach selbst gewählten Umweltleitlinien ein Umweltprogramm ausgearbeitet. Dieses stellt eine Art Selbstverpflichtung dar, in den nächsten Monaten und Jahren unser Verhalten in den Bereichen Umweltschutz und Ressourcenorientierung immer mehr zu optimieren. Dazu gehört zum Beispiel konkret, dass wir den Wirkungsgrad unserer Heizungen durch intelligente Eingriffe in die Technik und die Steuerung erhöhen, dass wir künftig in allen Gebäuden die Mülltrennung stärker beachten und uns bemühen, weniger Müll zu produzieren, oder dass wir unseren Einkauf umstellen auf nachhaltige Produkte. Sogar im Kindergarten ist diese umweltbewusste Orientierung zum pädagogischen Standard geworden: Die Erzieherinnen sorgen aktiv dafür, dass die Ideen für einen umweltbewussten Alltag im Rahmen des Programms „Grünes Küken“ schon unsere Jüngsten erreicht.

Sie werden sich vielleicht fragen, warum ich Ihnen das erzähle und was das mit dem Neubau des Gemeindehauses und der Kirchenrenovierung zu tun hat. Dazu muss man wissen, dass wir uns für dieses Umweltprogramm angemeldet haben aus der Motivation heraus, für diese große Veränderung in unserem Immobilienbestand gerüstet zu sein. Denn mit Umweltschutz im Bereich kirchlicher Organisationen geht nicht nur eine gewisse Glaubwürdigkeit im Bezug auf die biblisch empfohlene „Bewahrung der Schöpfung“ einher. Sondern mit Umweltschutz kann man auch aktiv Energie- und Unterhaltskosten senken. Daher sind in die Konzeption unseres Umweltprogramms von Anfang an auch das neue Gemeindehaus und die Kirche mit eingebunden gewesen. Wegen der im Rahmen des „Grünen Gockels“ begonnenen Erhebung der Verbrauchszahlen für Gas, Strom und Wasser liegen uns nun bereits die Referenzzahlen vor, die uns beim Betrieb des neuen Gebäudekomplexes sehr schnell ermöglichen gegenzusteuern, wenn einzelne Verbräuche aus dem Ruder laufen. Bei der Überwachung des eigenen Verbrauchsverhaltens hat sich bis dahin schon eine Routine eingestellt, die eine schnelle Analyse und eine konsequente Reaktion darauf möglich macht.

Der schöne Nebeneffekt ist auch, dass die Landeskirche „Grüne-Gockel“-Gemeinden zusätzlich finanziell unterstützt, sobald sie durch Anschaffungen oder bauliche Veränderungen ihre Ressourcenbilanz verbessern. Wir werden beim Bau des Gemeindehauses von diesen Programmen ebenso profitieren können, wie bei der Ausstattung desselben mit neuen Elektrogeräten. Hier bezuschusst die Landeskirche zum Beispiel alle Neugeräte mit Energieeffizienzklasse A+++ mit 50% der Anschaffungskosten bis zu einer Gesamtsumme von 25.000,- €. Auch diesen Anreiz haben wir von Anfang an mit der Vision verbunden, das neue Gemeindehaus auch trotz höherer Anschaffungskosten sofort mit energiesparenden Geräten ausstatten zu können. Es hat sich also gleich in mehrerlei Hinsicht gelohnt, sich in Sachen umweltbewusstes Handeln zertifizieren zu lassen. So sind nicht nur in der Bauweise die Weichen auf ein umweltbewusstes Handeln gestellt, sondern vor allem für den künftigen Betrieb und unser Nutzerverhalten.

Mit herzlichen Grüßen,

Bernhard Wielandt, Pfr.