Neulich, in einer Gesprächsrunde anlässlich eines Geburtstagsbesuches erzählte ich von den Hürden, die wir noch im Planungsprozess zu überwinden haben. Da warf einer ein: „Na, hoffentlich findet nicht irgendwer noch eine seltene Eidechse! …“ Darauf angesprochen, erinnerte ich mich an den Schrecken, den wir bekamen, als 2016 im Rahmen einer routinemäßigen Sicherheitsbegehung im Dachraum der Kirche Kot von Fledermäusen gefunden wurde. Die erste Einschätzung des Sicherheitsbeauftragten lautete, dass diese Art von Exkrementen gesundheitsschädlich sei. Und er empfahl uns, sowohl den Dachraum professionell reinigen zu lassen als auch Kontakt aufzunehmen mit einer Fachkraft aus dem Bereich Naturschutz. Das haben wir auch befolgt und umgehend Bekanntschaft mit dem Umweltschutzbeauftragten des Landkreises gemacht, der bei einer Ortsbegehung das Einflugsloch in einer der alten Dachgauben ausfindig gemacht hat. Diese sind fast überwiegend mit Hasendraht zugenagelt. Nur eine Gaube wies an der Stelle ein großes Loch auf, durch das die Tiere vermutlich eingeflogen sind, um den schützenden Dachraum als Schlafplatz zu nutzen. Der Umweltschutzbeauftragte fand trotz intensiver Suche an den geeigneten Balken keine Fledermäuse. Dennoch verfügte er, dass das Loch keinesfalls geschlossen werden dürfe und klärte auf, dass er den Dachraum ein Jahr lang auf Bevölkerung durch Fledermäuse untersuchen müsse. Erst wenn 12 Monate lang keine Aktivität festzustellen sei, könne das Loch wieder mit Hasendraht verschlossen werden. Zu diesem Zweck werde er mit einem empfindlichen Messgerät außerhalb der Kirche in regelmäßigen Abständen kontrollieren, ob er die für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbaren Überschallgeräusche der Tiere empfangen könne. Zudem nahm er eine Probe der gefundenen Ausscheidungen mit, um anhand der darin enthaltenen tierischen Überreste die Nahrungspalette der Flugsäuger und darüber die genaue Unterart derselben bestimmen zu können. Wenige Wochen nach dem Termin kam tatsächlich die Bestätigung, dass es sich um schützenswerte Fledermausarten handelte, die vorübergehend in unserer Kirche zu Gast waren.

Meine Sorge galt natürlich sofort den geplanten Umbaumaßnahmen. Darauf angesprochen, verfügte der Umweltschutzbeauftragte des Landkreises, dass überhaupt keine Arbeiten im Dachraum ausgeführt werden dürften, solange nicht geklärt sei, ob der Unterschlupf noch von den Tieren genutzt werde. Also ließen wir das Einflugsloch unberührt. Lediglich der Fledermauskot wurde fachgerecht beseitigt, auch wenn der Kontakt nach Aussage des Umweltbeauftragten völlig unbedenklich sei.

Wie ging die Geschichte aus? Nach Ablauf eines Jahres ergab meine Rückfrage bei besagtem Sachverständigen, dass er keine Aktivität von Fledermäusen im Dachraum der Kirche feststellen konnte. Er gab also die Erlaubnis, das Loch zu schließen. Das war auch höchste Zeit, denn inzwischen hatte sich ein ganzer Taubenschwarm durch dieselbe Öffnung Zugang zum Dachraum verschafft und bereits eifrig mit dem Brüten begonnen. Die entsprechenden Hinterlassenschaften waren deutlich umfangreicher und gesundheitsgefährdender als der Kot von Fledermäusen. In dem Fall durften wir jedoch die Tiere aktiv verjagen und endlich das besagte Loch fachgerecht schließen lassen. Jetzt hoffe ich sehr, dass uns keine weiteren tierischen Besucher in die Quere kommen – „Grüner Gockel“ hin oder her.

Mit herzlichen Grüßen,

Bernhard Wielandt, Pfr.